05.09.2025

Ransomware-Angriff: Leitfaden für betroffene Unternehmen

Ein Ransomware-Angriff versetzt Unternehmen schlagartig in eine Krisensituation. Hierbei werden essenzielle Daten innerhalb kürzester Zeit verschlüsselt und Systeme funktionsunfähig gemacht. Die Folgen: Betriebsunterbrechung, Datenverlust und potenzieller Imageverlust. Dieser Beitrag liefert Ihnen konkrete Sofortmaßnahmen für den Ernstfall, zeigt auf, wie Sie professionelle Unterstützung erhalten und erklärt, welche Meldepflichten bestehen.

Ein mann steht in einem serverraum mit blauem licht

Was ist ein Ransomware-Angriff?

Ein Ransomware-Angriff ist ein Cyberangriff, bei dem Schadsoftware – sogenannte Ransomware – Systeme oder Daten verschlüsselt und damit unzugänglich macht. Ziel der Angreifer ist es, Unternehmen durch Erpressung zu einer Lösegeldzahlung zu bewegen. Oft verschaffen sich Angreifer über präparierte E-Mail-Anhänge, kompromittierte Webseiten oder Sicherheitslücken im System Zugang.

Ob ein Unternehmen von Ransomware betroffen ist, lässt sich in der Regel schnell erkennen. Typische Warnsignale sind plötzlich nicht mehr lesbare Dateien mit ungewöhnlichen Endungen sowie Sperrbildschirme oder Textdateien, in denen die Angreifer ihre Forderungen erläutern. Die Verschlüsselung geschieht erfolgt meist in kürzester Zeit, eine schnelle, aber durchdachte Reaktion auf den Ransomware-Angriff ist daher entscheidend.

Was tun bei einem Ransomware-Angriff?

Systeme vom Netzwerk trennen

Sobald ein Ransomware-Angriff erkannt wurde, gilt es, die betroffenen Systeme unverzüglich vom Netzwerk zu trennen. Ziehen Sie Netzwerkkabel ab, deaktivieren Sie WLAN-Verbindungen oder nutzen Sie vorbereitete Notfall-Segmentierungen in Ihrer Netzwerkinfrastruktur. Wichtig: Fahren Sie die Systeme nicht einfach herunter! Dadurch könnten flüchtige Informationen im Arbeitsspeicher verloren gehen, die später für die IT-Forensik entscheidend sind. Isolieren Sie kompromittierte Geräte stattdessen im laufenden Betrieb, um Beweise zu sichern und eine spätere Analyse des Netzwerks ermöglichen.

IT-Sicherheitsverantwortliche informieren

Aktivieren Sie umgehend Ihren internen Krisenplan und informieren Sie die IT-Sicherheitsverantwortlichen, den Informationssicherheitsbeauftragten oder die Geschäftsführung. Diese übernehmen die Koordination der Sofortmaßnahmen, bewerten das Schadensausmaß und entscheiden über die Einbindung externer Spezialisten.

Betroffene Systeme dokumentieren

Erstellen Sie eine detaillierte Dokumentation aller beobachteten Anomalien: Was ist wann passiert? Welche Systeme sind betroffen? Welche Fehlermeldungen erscheinen? Machen Sie Screenshots, sichern Sie Logfiles und erstellen Sie, falls möglich, forensische Speicherabbilder (Images) der betroffenen Systeme.

Antiviren-/EDR-Scan durchführen

Führen Sie vollständige Scans auf allen isolierten Systemen durch. Nutzen Sie dafür spezialisierte Anti-Malware-Tools oder Endpoint Detection and Response (EDR)-Systeme wie Microsoft Defender for Endpoint, CrowdStrike Falcon oder Sophos Intercept X, falls verfügbar. Führen Sie diese Scans nur auf bereits isolierten Systemen durch, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Backups prüfen und wiederherstellen

Überprüfen Sie die Verfügbarkeit und Integrität Ihrer Backup-Systeme, bevor Sie mit der Wiederherstellung beginnen. Testen Sie verschiedene Wiederherstellungspunkte und stellen Sie sicher, dass die Backups nicht ebenfalls kompromittiert wurden. Beginnen Sie die Wiederherstellung mit den kritischsten Geschäftsprozessen und Systemen, nachdem Sie sichergestellt haben, dass die Ransomware vollständig entfernt wurde.

Cyber-Versicherung informieren

Kontaktieren Sie unverzüglich Ihre Cyberversicherung, falls eine entsprechende Police vorhanden ist. Die meisten Versicherer haben spezielle Hotlines für Cybervorfälle und unterstützen sowohl bei der Schadensregulierung als auch bei der Vermittlung an spezialisierte Dienstleister.

Wo erhalte ich im Falle eines Ransomware-Angriffs Hilfe?

Zögern Sie nicht, im Falle eines Ransomware-Angriffs externe Hilfe zu konsultieren. Die ersten Stunden nach einem Ransomware-Angriff entscheiden oft über das Ausmaß des Schadens. Je länger Angreifer im System verweilen, desto mehr Schaden können sie anrichten und desto schwieriger wird die vollständige Bereinigung.

Unterstützung erhalten Sie unter anderem bei staatlichen Stellen wie der Zentralen Anlaufstelle Cybersicherheit (ZAC) der Polizei sowie beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Für die schnelle Eindämmung eines Angriffs sind spezialisierte IT-Forensik- und Incident-Response-Dienstleister gefragt. Bei intersoft consulting stehen wir Ihnen als BSI-zertifizierter APT-Response-Dienstleister rund um die Uhr für eine sofortige Incident Response zur Verfügung. Wir unterstützen Sie bei der Eindämmung des Angriffs, der Wiederherstellung kritischer Systeme und der forensischen Aufarbeitung des Vorfalls.

Wie geht es nach einem Ransomware-Angriff weiter?

Sind die ersten Maßnahmen zur Eindämmung getroffen, folgt die nächste Phase: die strukturierte Aufarbeitung des Vorfalls. Jetzt geht es darum, Meldepflichten zu erfüllen, rechtliche Schritte einzuleiten und die Ursachen des Angriffs aufzuklären.

Meldepflichten – diese Stellen müssen informiert werden

  • Datenschutzaufsichtsbehörde: Bei Verletzungen des Schutzes personenbezogener Daten muss die zuständige Datenschutzaufsichtsbehörde innerhalb von 72 Stunden über Art und Umfang der Datenpanne, potenzielle Risiken für Betroffene sowie bereits eingeleitete Gegenmaßnahmen informiert werden (Art. 33 DSGVO).
  • BSI: Unternehmen, die unter die NIS-2-Richtlinie fallen oder als Betreiber kritischer Infrastrukturen klassifiziert sind, müssen den Vorfall zusätzlich innerhalb von 24 Stunden an das BSI melden.
  • Cyberversicherung: Kontaktieren Sie umgehend Ihre Versicherung, um Leistungsansprüche zu sichern und mögliche Kostenbeteiligungen zu klären.
  • Betroffene Personen: Bei hohem Risiko für die Rechte und Freiheiten natürlicher Personen müssen diese unverzüglich über die Datenpanne informiert werden (Art. 34 DSGVO).

Anzeige erstatten und Vorfall forensisch aufklären

Ein Ransomware-Angriff ist in aller Regel eine Straftat und sollte auch als solche angezeigt werden. Die Anzeige erfolgt bei der Polizei oder über die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime. Auch wenn der Schaden noch nicht vollständig beziffert werden kann, ist es sinnvoll, frühzeitig Anzeige zu erstatten.

Die IT-Forensik ist im Rahmen der Strafverfolgung unabdingbar. Forensische Experten sichern rechtlich verwertbare Beweise, rekonstruieren den Angriffsverlauf und dokumentieren alle Spuren der Täter rechtssicher. Die forensische Analyse identifiziert verwendete Einfallstore und Angriffstechniken, deckt das vollständige Ausmaß der Kompromittierung auf und stellt fest, welche Daten möglicherweise abgeflossen sind.

Wie schütze ich mich vor Ransomware-Angriffen?

Ein erfolgreicher Ransomware-Angriff legt Schwachstellen offen, die es zu beheben gilt. Umso wichtiger ist es, aus dem Vorfall zu lernen und die eigene IT-Sicherheitsarchitektur gezielt zu stärken. Die folgenden Maßnahmen reduzieren das Risiko eines erneuten Vorfalls.

  • Regelmäßige Software-Updates & Patches: Halten Sie Betriebssysteme, Anwendungen und Sicherheitslösungen stets auf dem neuesten Stand, damit bekannte Schwachstellen schnellstmöglich geschlossen werden.
  • Sensibilisierung der Mitarbeitenden: Führen Sie regelmäßige Sicherheitsschulungen durch und nutzen Sie Phishing-Simulationen, um das Bewusstsein für Social Engineering-Angriffe zu schärfen.
  • Mehrstufige Backups (3-2-1-Regel): Erstellen Sie mindestens drei Kopien wichtiger Daten auf zwei verschiedenen Medientypen, wobei eine Kopie offline oder an einem externen Standort aufbewahrt wird.
  • Zugriffsbeschränkungen & Netzsegmentierung: Vergeben Sie Zugriffsrechte nach dem Prinzip „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Trennen Sie Netzwerke in logische Segmente, damit sich Angreifer im Ernstfall nicht ungehindert ausbreiten können.
  • Einsatz von Endpoint-Protection und EDR-Systemen: Nutzen Sie moderne Endpoint Detection and Response-Lösungen, die verdächtige Aktivitäten in Echtzeit erkennen und automatisch eindämmen können.
  • Multifaktor-Authentifizierung: Sichern Sie alle kritischen Systeme und Fernzugriffe mit zusätzlichen Authentifizierungsfaktoren ab. Das erschwert Angreifern den Zugang erheblich, selbst wenn Passwörter kompromittiert wurden.

FAQs – Weitere Fragen rund um Ransomware-Angriffe

Sollte ich das Lösegeld bei einem Ransomware-Angriff zahlen?

Ob ein Lösegeld gezahlt werden muss, ist von vielen Faktoren abhängig und kann nicht pauschal für alle Cybervorfälle beantwortet werden. Wichtig ist zu beachten, dass es keine Garantie gibt, dass Sie nach der Zahlung tatsächlich einen funktionsfähigen Entschlüsselungsschlüssel erhalten oder dass die Angreifer nicht zusätzlich kopierte Daten veröffentlichen. Wir navigieren Sie im Rahmen unseres IT-Krisenmanagements durch jede Phase des Cyberangriffs und übernehmen dabei auch die Verhandlungsführung mit Tätergruppen.

Wie entfernt man Ransomware?

Die Entfernung von Ransomware erfordert eine systematische forensische Analyse und professionelle Bereinigung aller betroffenen Systeme. Nach der Isolation der kompromittierten Systeme müssen spezialisierte Tools gepaart mit manuellen Analysen eingesetzt werden, um die Schadsoftware vollständig zu identifizieren und zu entfernen. Die Systeme müssen anschließend aus verifizierten, sauberen Backups wiederhergestellt oder komplett neu aufgesetzt werden.

Was sollte man bei einem Ransomware-Angriff nicht tun?

Ergreifen Sie keinesfalls unüberlegte Eigenmaßnahmen oder unkoordinierte Bereinigungsversuche. Improvisierte Löschungen können die Situation erheblich verschlechtern, wichtige forensische Spuren vernichten oder sogar eine weitere Ausbreitung der Ransomware begünstigen. Wenden Sie sich im Zweifelsfall schnellstmöglich an externe Dienstleister, die professionell den Vorfall professionell bewältigen und aufarbeiten können.

Wie macht sich Ransomware bemerkbar?

Ransomware macht sich durch gesperrte Dateien, auffällige Fehlermeldungen oder konkrete Lösegeldforderungen bemerkbar, z. B. in Form eines Pop-ups oder einer Textdatei auf dem Desktop. Auch ungewöhnliche Systemverhalten, langsame Reaktionen oder gesperrte Zugänge können auf einen Ransomware-Angriff hinweisen.

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