Auf Phishing reingefallen – was ist jetzt zu tun?
Phishing-Angriffe zählen zu den häufigsten Einfallstoren für Cyberkriminelle und stellen damit eine reale Gefahr für Unternehmen jeder Größe dar. Laut aktuellen Studien werden täglich über 3,4 Milliarden Phishing-E-Mails versendet, und statistisch gesehen klickt etwa jeder fünfte bis sechste Empfänger auf verdächtige Links oder Anhänge. Wenn Ihr Unternehmen Opfer eines Phishing-Angriffs geworden ist, ist schnelles Handeln entscheidend. Was ist zu tun, wenn man auf Phishing reingefallen ist? Dieser Artikel zeigt, welche Sofortmaßnahmen jetzt zu ergreifen sind, wie man einen solchen Angriff überhaupt erkennt und mit welchen Schutzmaßnahmen Sie Ihr Unternehmen künftig absichern können.

Was ist Phishing?
Phishing ist eine Form des Cyberbetrugs, bei der Angreifer sich als vertrauenswürdige Absender ausgeben, um sensible Informationen wie Passwörter, Kreditkartendaten oder Geschäftsgeheimnisse zu stehlen. Der Begriff leitet sich vom englischen „fishing“ ab, also dem „Angeln“ nach Daten.
In der Praxis geschieht das häufig über täuschend echt gestaltete E-Mails, die z. B. als interne IT-Warnung, eine Zahlungsaufforderung vom „Geschäftsführer“ oder eine Sicherheitsbenachrichtigung getarnt sind. Diese Nachrichten enthalten entweder schädliche Anhänge, die beim Öffnen Malware installieren, oder Links zu gefälschten Webseiten, die Zugangsdaten abfangen.
Auf eine Phishing-Mail reingefallen – was jetzt zu tun ist
Wenn Sie oder ein Mitarbeiter auf eine Phishing-Mail hereingefallen ist, zählt jede Minute. Je schneller reagiert wird, desto besser lassen sich Schäden eindämmen und Folgerisiken kontrollieren.
Vorfall melden
Melden Sie den Vorfall umgehend an Ihre interne IT-Abteilung oder den zuständigen Informationssicherheitsbeauftragten. Auch wenn zunächst kein Schaden erkennbar ist, kann bereits im Hintergrund Schadsoftware aktiv sein oder Zugangsdaten können abgeflossen sein. Warnen Sie andere Mitarbeiter vor ähnlichen Phishing-Versuchen – Angreifer nehmen mehrere Personen im Unternehmen oft gleichzeitig ins Visier.
Betroffene Geräte isolieren
Trennen Sie den kompromittierten Computer vom Netzwerk. Ziehen Sie dafür das Netzwerkkabel oder deaktivieren Sie die WLAN-Verbindung. Diese Maßnahme verhindert, dass sich Malware weiter ausbreitet oder Angreifer zusätzliche Systeme infiltrieren. Löschen Sie die verdächtige Nachricht nicht sofort und fahren Sie den Computer nicht herunter, da dadurch wichtige Spuren im Arbeitsspeicher verloren gehen.
Passwörter und Zugangsdaten ändern
Wenn in der Phishing-Mail Login-Daten eingegeben wurden oder der Verdacht auf Datenabfluss besteht, sollten alle betroffenen Passwörter unverzüglich geändert werden. Wichtig: Nicht nur das Passwort für das unmittelbar betroffene System, sondern auch für alle Dienste, bei denen dasselbe oder ein ähnliches Passwort verwendet wurde. Falls möglich, aktivieren Sie zusätzlich die Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Externe Spezialisten einschalten
Gerade bei größeren Cybersicherheitsvorfällen oder unklarer Lage ist es ratsam, erfahrene IT-Forensiker oder Incident-Response-Teams hinzuzuziehen. Diese verfügen über das technische Know-how und die Tools, um Infektionspfade zu rekonstruieren, Spuren zu sichern, Täterkommunikation zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Als vom BSI zertifizierter APT-Response-Dienstleister unterstützen wir Unternehmen im Ernstfall mit einer sofortigen Incident Response. Unser Team ist rund um die Uhr erreichbar und kann sowohl remote als auch direkt vor Ort eingreifen. Wir stoppen laufende Angriffe, sichern digitale Beweise, verhindern Folgeschäden und begleiten Sie im Rahmen unseres IT-Krisenmanagements durch den gesamten Prozess.
Meldepflichten prüfen und einhalten
Prüfen Sie, ob eine Meldepflicht besteht, und informieren Sie gegebenenfalls die zuständigen Behörden. Bei Verletzung personenbezogener Daten müssen Sie den Vorfall innerhalb von 72 Stunden der Datenschutzaufsichtsbehörde melden. Unternehmen der kritischen Infrastruktur sind zusätzlich verpflichtet, das BSI zu benachrichtigen. Kontaktieren Sie außerdem Ihre Cyber-Versicherung (falls vorhanden), um Deckungsansprüche nicht zu gefährden und verfügbare Soforthilfeprogramme zu aktivieren. Wir unterstützen Sie als IT-Sicherheitsfirma bei der Umsetzung aller relevanten Richtlinien rund um die Cybersicherheit für Unternehmen.
Woran erkenne ich eine Phishing-Mail?
Phishing-Mails sind oft so gestaltet, dass sie auf den ersten Blick wie seriöse Nachrichten wirken. Es gibt allerdings charakteristische Merkmale, die auch geschickt getarnte Betrugsversuche entlarven. Ein geschultes Auge kann diese Warnsignale identifizieren und so größerem Schaden vorbeugen.
Achten Sie auf folgende Warnzeichen:
- Ungewöhnliche Absenderadresse: Die Mail-Adresse wirkt vertraut, enthält aber kleine Abweichungen oder Tippfehler (z. B. statt „.de“ ein „.net“)
- Dringlichkeit und Druck: Formulierungen wie „Letzte Warnung“, „Ihr Konto wird gesperrt“ oder „Dringende Aktion erforderlich“ die zu unüberlegtem Handeln drängen.
- Auffällige Links oder Anhänge: Links führen auf fremde Domains oder weichen geringfügig von der Originaladresse ab (z. B. „amaz0n.de“ statt „amazon.de“). Anhänge mit Endungen wie .zip, .exe oder .js sollten niemals ungeprüft geöffnet werden.
- Grammatikfehler und untypische Sprache: Phishing-Mails enthalten häufig stilistische Auffälligkeiten, ungewöhnliche Anredeformen oder fehlerhafte Übersetzungen.
- Unklare oder generische Anrede: Statt einer persönlichen Ansprache steht dort lediglich „Sehr geehrter Kunde“ oder „Hallo Nutzer“.
- Forderung zur Preisgabe sensibler Daten: Die Mail fordert direkt zur Eingabe von Passwörtern, TANs oder Kreditkarteninformationen auf.
Schutzmaßnahmen gegen Phishing – alles rund um die Prävention
Unternehmen können das Risiko eines Phishing-Angriffs erheblich reduzieren, wenn sie präventiv die richtigen Vorkehrungen treffen. Folgende Maßnahmen bilden die Grundlage für einen wirksamen Schutz vor Phishing-Angriffen.
Mitarbeiter regelmäßig schulen
Regelmäßige Schulungen sind das Fundament einer erfolgreichen Anti-Phishing-Strategie. Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig im Umgang mit verdächtigen E-Mails, dem sicheren Umgang mit Passwörtern und dem richtigen Verhalten im Ernstfall.
Wir machen Ihr Team mit Schulungen rund um IT-Security Awareness zur ersten Verteidigungslinie gegen Cyberbedrohungen. Unsere Trainings verbinden praxisnahes Wissen mit konkreter Anwendung und sensibilisieren Ihre Mitarbeitenden für potenzielle Angriffsvektoren.
E-Mail-Sicherheitslösungen einrichten
Setzen Sie moderne E-Mail-Security-Gateways ein, die eingehende Nachrichten auf Phishing-Indikatoren überprüfen. Diese Systeme erkennen verdächtige Absender, analysieren Anhänge auf Schadsoftware und bewerten Links auf potenzielle Bedrohungen. Implementieren Sie SPF-, DKIM- und DMARC-Protokolle, um E-Mail-Spoofing zu verhindern und die Authentizität eingehender Nachrichten zu überprüfen. Konfigurieren Sie Spamfilter und Quarantäne-Funktionen, um verdächtige E-Mails automatisch zu isolieren, bevor sie die Postfächer der Mitarbeiter erreichen.
Starke Passwörter und Multi-Faktor-Authentifizierung nutzen
Etablieren Sie unternehmensweite Richtlinien für sichere Passwörter und deren regelmäßige Aktualisierung. Verwenden Sie professionelle Passwort-Manager, die für jeden Account einzigartige, komplexe Passwörter generieren und verwalten. Aktivieren Sie für alle Unternehmensaccounts eine Zwei- oder Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Selbst wenn Angreifer durch Phishing-Angriffe Zugangsdaten erbeuten, verhindert MFA in den meisten Fällen den unbefugten Zugriff auf Systeme.
Rechte und Zugänge beschränken
Je mehr Zugriffsrechte ein kompromittiertes Konto besitzt, desto größer der mögliche Schaden. Arbeiten Sie nach dem Prinzip des geringstmöglichen Zugriffs („Need to know“) und beschränken Sie Administratorrechte auf das unbedingt Notwendige. Trennen Sie kritische Systeme durch Netzwerk-Segmentierung voneinander und beschränken Sie den Zugriff auf sensible Bereiche auf einen kleinen Kreis autorisierter Personen.
Notfallpläne und Incident Response vorbereiten
Phishing kann trotz aller Maßnahmen erfolgreich sein. Um im Ernstfall keine Zeit zu verlieren, sollte ein klarer Notfallplan existieren. Dieser Plan sollte klare Handlungsanweisungen, Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege für den Ernstfall festlegen.
Wir bereiten Ihr Unternehmen im Rahmen von Forensic Readiness optimal auf IT-Sicherheitsvorfälle vor. Wir analysieren Ihre bestehende IT-Infrastruktur, entwickeln maßgeschneiderte Incident Response-Pläne und implementieren präventive Maßnahmen zur Spurensicherung. Darüber hinaus bieten wir Ihnen mit unserem Incident Response Retainer einen Rahmenvertrag, der im Ernstfall eine sofortige und priorisierte Reaktion unseres erfahrenen Teams garantiert.
FAQs – Weitere Fragen zu Phishing
Was passiert, nachdem ich Opfer eines Phishing-Angriffs geworden bin?
Nach einem erfolgreichen Phishing-Angriff versuchen Cyberkriminelle meist, gestohlene Zugangsdaten so schnell wie möglich zu verwerten oder weitere Daten abzugreifen. Sie können sich in Systeme einloggen, weitere Schadsoftware installieren oder Ihre Daten für kriminelle Aktivitäten missbrauchen. Deshalb ist schnelles Handeln entscheidend: Passwörter ändern, Systeme überprüfen lassen und den Vorfall umgehend der IT melden.
Wie erkenne ich, ob ich Opfer eines Phishing-Angriffs geworden bin?
Typische Anzeichen eines erfolgreichen Phishing-Angriffs sind ungewöhnliche Aktivitäten in Ihren Accounts, unbekannte Login-Versuche oder plötzliche Systemverlangsamungen. Sie erhalten möglicherweise Benachrichtigungen über Passwort-Änderungen, die Sie nicht vorgenommen haben, oder bemerken verdächtige E-Mails in Ihrem Gesendet-Ordner.
Woran erkenne ich Phishing-Mails?
Phishing-Mails erkennen Sie an verdächtigen Absenderadressen, die echte Unternehmen nur imitieren, sowie an dringlichem Tonfall mit Zeitdruck oder Drohungen. Rechtschreibfehler, unspezifische Anreden wie „Lieber Kunde“ und Links, die bei Mouseover andere Zieladressen anzeigen, sind weitere Warnsignale. Seriöse Unternehmen fordern niemals per E-Mail zur Eingabe von Passwörtern oder sensiblen Daten auf.
Was tun, wenn ich auf Phishing reingefallen bin?
Ändern Sie sofort alle betroffenen Zugangsdaten, trennen Sie das Gerät vom Netzwerk und informieren Sie Ihre interne IT oder Sicherheitsbeauftragte. Speichern Sie die Phishing-Mail zur Analyse und dokumentieren Sie den Vorfall. Bei umfangreicherem Schaden empfiehlt es sich, externe Spezialisten hinzuziehen, um weitere Risiken auszuschließen.
Was passiert, wenn ich versehentlich auf eine Phishing-E-Mail geantwortet habe?
Wenn Sie lediglich geantwortet, aber keine sensiblen Daten preisgegeben haben, ist das Risiko geringer, doch Vorsicht ist trotzdem geboten. Angreifer erhalten durch Ihre Antwort eine aktive Bestätigung, dass die Adresse genutzt wird, und könnten weitere Angriffsversuche starten. Informieren Sie Ihre IT, melden Sie den Vorfall und beobachten Sie kommende Nachrichten besonders kritisch.
Was sollte ich als Reaktion auf eine Phishing-E-Mail niemals tun?
Öffnen Sie keine Anhänge, klicken Sie nicht auf enthaltene Links und geben Sie auf keinen Fall sensible Informationen preis. Auch eine direkte Antwort an den Absender sollte vermieden werden. Stattdessen sollten Sie die Mail an Ihre IT melden und anschließend löschen.
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